Wachsender Markt – Spezifisches Wissen ist erforderlich
Osnabrück. Die Werbeagentur Hagenhoff hat einen neu designten Außenbereich im vierten Stock bekommen – eine Meisterleistung der Planung und Logistik. Denn der Weg dahin ist weit, das Klima rau.
„Wir werden für solche besonderen Terrassengestaltungen, eigentlich einem Zwitter zwischen Indoor und Outdoor, immer häufiger angefragt“, sagt Dr. Christian Engelke, Inhaber des grünen Dienstleistungsunternehmens Engelke & Engelke (Bückeburg). Denn ein zunehmendes Kundenklientel bevorzugt Stadthäuser ohne Garten oder (Penthouse-)Wohnungen mit großer Terrasse oder sogar einer Dachterrasse. Für viele Gartenlandschaftsbaubetriebe seien solche Aufträge zu klein und mit viel spezieller Logistik und besonderem Fachwissen verbunden, so dass sie derartige Aufträge gerne an Innenraumbegrüner weiterleiten.
Wie aufwendig eine solche Terrassengestaltung sein kann, zeigt das Beispiel der Werbeagentur Hagenhoff: Ihre Maisonette-Räume liegen im vierten und fünften Stock in zentraler Osnabrücker Lage. Der Eingangsbereich und damit „Visitenkarte“ der Agentur ist ein großräumiger Terrassenhof im vierten Stock, hinzu kommt noch eine Balkonterrasse im Stockwerk darüber. Bedeutet: Keine Parkplätze für Pritschenwagen und Pflanzen-Lkw vor der Haustür, für die Pflanzen in luftiger Höhe extremste Bedingungen von Hitze und Trockenheit bis hin zu Starkregen und Windböen, denen sie dort schutzlos ausgesetzt sind.
Das erfordert nicht nur eine wohlüberlegte Auswahl geeigneter, widerstandsfähiger Pflanzenarten und -sorten, sondern auch ausgeklügelte Bewässerungsinstallationen sowie Gefäße und Vorrichtungen, die auch starken Böen standhalten. Bei der Hagenhoff-Terrasse kam hinzu, dass „Altlasten“ im Form von acht Kubikmeter Substrat in alten Bangkirai-Gefäßen entsorgt werden mussten. Ein riesiger Planungs- und Organisationsaufwand damit schon im Vorfeld: „Ich habe mehrere Wochen lang alles bis auf den kleinsten Schritt durchdacht“, sagt Christian Engelke. Allein die Zufahrt und Parkmöglichkeiten an einem nahe gelegenen Kindergarten zu organisieren, kostete einige Verhandlungen.
Letztendlich zog das Engelke-Team das Projekt dann, gut vorbereitet, durch – mit acht Mitarbeitern und zwei langen Arbeitstagen ab fünf Uhr morgens. In die Gefäße baute Engelke eine spezielle Holzkonstruktion ein, die auch starkem Wind standhält. Die Pfähle sind mit den Wänden verschraubt, eine Bewässerungsanlage wurde installiert: „Die ist bei vielen Projekten eine ganz besondere Hürde“, weiß der Unternehmer. Denn mancher Kunde sei sehr eigen mit seinem Terrassenboden, habe beispielsweise exklusive Fliesen oder Platten verlegen lassen, die nicht durch abfließendes Wasser verschmutzt werden sollen. „Das lässt sich schwer vermeiden – vor allem dann, wenn es keine ausreichenden Abflussfugen gibt“, erläutert Engelke, der versucht, diesem Problem mit Drainagebohrungen und einem Höhersetzen der Gefäße entgegenzuwirken.
Die grünen Wände der Hagenhoff-Terrasse sind fertige Elemente des Anbieters Mobikone aus den Niederlanden. Das verwendete Substrat ist ein Spezialsubstrat für Dauerbepflanzungen, beispielsweise für die Dachbegrünung. „Wir haben hier, so findet auch der Kunde, eine nette, stimmige Begrünung hingekriegt“, freut sich Engelke. „Solche Aufträge sind sehr aufwendig. Es ist ein sehr anspruchsvolles Klientel, das solche Aufträge nachfragt.“ Eine gute Beratung, unbedingt auch vor Ort, sei hier immens wichtig. Merkbar sei, dass der Kunde in diesem Bereich gut informiert ist: Hochbeete, grüne Wände, Sichtschutz, Farben, Pflanzen – „die Kunden haben viel gelesen“.
Großes Problem Meisterzwang
„Wir brauchen dringend Meister, um in unserem Betrieb weiter in der gewohnten Stärke und Qualität ausbilden zu können“, macht Christian Engelke auf ein wichtiges Anliegen aufmerksam, mit dem viele ausbildungsaktive Gartenbaubetriebe zu kämpfen haben. Denn nicht die Bewerberanzahl sei in Betrieben wie seinem das Problem, sondern der Mangel an Ausbildern. „Ich habe für 2023 zwei neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, habe auch Mitarbeiter, die die Ausbildung hervorragend unterstützen.“ Aber da offiziell nur er und sein Vater als Meister eine Ausbildungsbefähigung haben dürfen, ist die Zahl der jungen Menschen, die zeitgleich in seinen drei Betrieben ausgebildet werden dürfen, begrenzt auf fünf Azubis. Er würde in seinem Unternehmen gerne mehr ausbilden – darf es aber nicht. „Der Meisterzwang für die Ausbildereignung ist ein Drama für unsere Branche“, sagt Engelke. „Es gibt genug fähige, gut ausgebildeten Mitarbeiter, die mit Leichtigkeit die Ausbildereignungsprüfung schaffen würden.“ Damit ständen der Branche in überschaubarer Zeit wieder mehr offizielle Ausbilder zur Verfügung.
Autorin:
Katrin Klawitter Freie Journalistin,
Wedemark