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DIE VORTEILE UND DIE HERAUSFORDERUNGEN

 

TEXT Prof. Dr. Christian Engelke

 

Dach- und Fassadenbegrünungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie bieten Lösungen, um die ökologischen Belastungen in Städten zu reduzieren. GaLaBau-Betriebe ermöglichen beide Gewerke interessante Erträge. Dieser Bericht beleuchtet ökologische und ökonomische Aspekte von Dach- und Fassadenbegrünungen, gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse und die Praxis.

 

ÖKOLOGISCHER NUTZENOMPRIMIERT

Klimaregulation: Begrünte Oberflächen senken die städtischen Temperaturen durch Verdunstungskühlung. Sie wirken dem urbanen Hitzeinsel-Effekt mit zunehmender Sommerhitze entgegen, was insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender Sommerhitze durch den Klimawandel von Bedeutung ist. Dies reduziert nicht nur den Energiebedarf für Klimaanlagen, sondern trägt auch zur Verbesserung der Luftqualität bei. Hier ähneln Gebäudebegrünungen der Fähigkeit von „Grünen Fingern“, wie sie von Grünland und landwirtschaftlichen Nutzflächen als Kaltluftschneisen aus dem Umland bis nahe an die Innenstadt hineinreichen und dort zur Abkühlung beizutragen.

Förderung der Biodiversität: Dach- und Fassadenbegrünungen schaffen Lebensräume für zahlreiche Arten. Insbesondere extensive Dachbegrünungen bieten eine geeignete Umgebung für Insekten und Vögel, was zur Förderung der urbanen Biodiversität beiträgt. Sie unterstützen dadurch die Erholung lokaler Ökosysteme, insbesondere in dicht bebauten Quartieren. Dieser wertvolle Beitrag zur Artenvielfalt kann bereits während der Planungs- und Bauphase einer Begrünung als ökologischer Effekt z.B. in Form installierter Nisthilfen mit vorgesehen werden.

Wassermanagement: Durch die Speicherung und Verdunstung von Regen- wasser entlasten Dachbegrünungen die städtische Kanalisation. Dies verringert die Gefahr von Überschwemmungen, die durch Starkregenereignisse verursacht werden können. Weil extreme Wetterer- eignisse uns in Zukunft häufiger begleiten werden, wächst die Bedeutung auch von kommunalem Wassermanagement.

Luft- und Lebensqualität: Grünflächen filtern Feinstaub und Schadstoffe aus der Luft. Die optische-ästhetische Wirkung begrünter Dächer und Fassaden erhöht das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität in urbanen Räumen.

ÖKONOMISCHE ASPEKTE

Energieeinsparungen: Begrünte Dächer und Fassaden isolieren und reduzieren so den Energieverbrauch für Heizung und vor allem Kühlung. Diese Energieeffizienz führt langfristig zu signifikanten, rentablen Kosteneinsparungen bei der Gebäudebewirtschaftung.

Immobilienwertsteigerung:Begrünungen erhöhen Attraktivität und Marktwert von Immobilien. Nachhaltige und ästhetische Gebäude stoßen auf dem Immobilienmarkt auf erhöhte Nachfrage, sind schneller vermietbar und erzielen einen höheren Verkaufserlös.

Langlebigkeit der Bausubstanz: Durch die Reduzierung von Temperaturschwankungen und den Schutz vor UV-Strahlung erhöhen Dach- und Fassadenbegrünungen die Lebensdauer von Bauwerken, gerade auch bei extremen Wetterbedingungen. Dadurch verlängert sich die Lebensdauer der Bauelemente, was langfristig die Wartungs- und Sanierungskosten reduziert.

Förderung und Subventionen: In Deutschland existieren in zahlreichen Städten und Gemeinden vielfältige Förderprogramme zur Unterstützung von Begrünungsprojekten. Sie erleichtern die Umsetzung solcher Maßnahmen erheblich, indem sie Investitionskosten abpuffern und so die Implementierung von Gebäudebegrünungen für Bauherren wirtschaftlich attraktiver macht.

SPEZIELLE ANFORDERUNGEN

Planung und Technik: Die Installation von Dach- und Fassadenbegrünungen erfordert sorgfältige Planung, insbesondere in Bezug auf Statik, Aufbau, Substrat, Pflanzenauswahl, Wasserführung und Pflegebedarf. Innovative Technologien wie modulare Begrünungssysteme und nachhaltige Substrate helfen, Umsetzung und Erhalt zu erleichtern.

Investitionen: Die hohen Anfangskosten für Begrünungsprojekte stellen eine Hürde dar. Langfristige Einsparungen und staatliche Förderungen können die- se Barriere jedoch deutlich verringern.

Pflegeaufwand:Grüne Dächer und Fassaden benötigen regelmäßige fachmännische Pflege. Nur mit einer von vornherein vereinbarten Erhaltungs- und Weiterführungspflege, Zeitraum mindestens fünf Jahre, ist ein anhaltender Begrünungserfolg zu erzielen. Durch Automatisierung von Bewässerungs- und Düngeprozessen wird der Pflegeaufwand reduziert, die Begrünungsqualität erhalten und die Akzeptanz gefördert.

PerspektivenfürdieStadtentwicklung: Dach- und Fassadenbegrünungen sind ein zunehmender Bestandteil moderner klimaresilienter Stadtentwicklung. Ihre Integration in die Stadtplanung bietet eine effektive Möglichkeit, ökologische und ökonomische Ziele miteinander zu verbinden. Diese Integration in städtische Konzepte wie die „Schwammstadt“ und die verstärkte Nutzung nachhaltiger Materialien machen diese Ansätze noch effektiver, um ökologische und soziale Ziele zu erreichen und wirtschaftliche Ziele einzuhalten.

BEIM EINSTIEG WICHTIG ZU BEACHTEN

Entscheidet sich ein Gartenbauunternehmen dazu in die Ausführung von Bauwerksbegrünung einzusteigen, gibt es dabei zentrale Punkte zu beachten.

Unternehmerisches Risikio: Bei der Bauwerksbegrünung handelt es sich um ein Baunebengewerbe. Das stellt an den ausführenden Betrieb hohe Anforderun- gen an a) spezifisches Fachwissen, das man sich zuvor handlungssicher aneignen muss, aber auch an b) die Ausführung. Je schlechter die Vorbereitung, desto höher das zu zahlende Lehrgeld. Da es sich zudem um größere Projekte handelt, geht es auch um größere Investitionssummen. Diese Investitionen muss das Unternehmen zunächst als Finanzleistungen erbringen (Einlagerung von Sicherheiten, genügend Eigenkapital etc.). Die Risikoabsicherung ist durch höhere Versicherungssummen zu gewährleisten. Ebenso wichtig: Haftungsbeschränkung durch Auslagerung in ein eigenes Profitcenter oder durch Gründung einer eigenen GmbH.

Organisatorische Betriebsanpassung: Durch solch neue Organisation wird sich das Unternehmen ändern. Hierzu sind die betrieblichen Kapazitäten anzupassen. Ohne Expertise funktioniert die Di- versifizierung nicht. Das technische Know-How der Gebäudebegrünungen können sich Führungskräfte und Mitarbeiter aneignen oder durch Einstellung von Personal hinzugewinnen.